Bauschäden
Die Untersuchung von Bauschäden erfordert bautechnische und bauphysikalische Kenntnisse und die geeignete Mess- und Untersuchungstechnik, um einen Bauschaden beurteilen und dessen Ursache nachvollziehbar bestimmen zu können.
Was ist ein Baumangel bzw. ein Bauschaden?
Ein Bauschaden oder ein Baumangel ist eine Abweichung vom angestrebten Sollzustand.
Baumängel
Ein Baumangel ist die Abweichung des Ist-Zustandes eines Bauwerkes vom geschuldeten Sollzustand. Ein Baumangel muss nicht unbedingt ein Ausführungsfehler sein, sondern kann auch nur eine Abweichung von der Bestellung sein. Nicht behobene Baumängel führen unter Umständen zu einem Bauschaden und im Allgemeinen zu einer Wertminderung des Bauwerks. Gravierende Baumängel, wie z. B. fehlerhafte Wärmedämmung, des Gebäudes können unter anderem auch zu gesundheitlichen Belastungen (Schaden) der Nutzer führen z. B. durch Auftreten von Schimmelpilzen bzw. deren Sporen.
Bauschäden
Jedes Bauwerks ist – im Vergleich mit Serienfertigungen – eine Einzelanfertigung. Der Bauablauf wird durch die Witterungsverhältnisse, aufeinanderfolgende unterschiedliche Arbeitsgattungen, unterschiedliche Materialien und den Detailierungsgrad der Baupläne sowie kurzfristige Änderungen bestimmt. Auf einer Baustelle werden zudem oftmals unterschiedliche Sprachen gesprochen. Berücksichtigt man alle diese Faktoren, kann ein Bauwerk nicht ohne Fehler erstellt werden. Hauptsächlich entstehen Schäden als Folge von:
Fehler in der konstruktiven Planung
Beim Planen bzw. Konstruieren besteht immer die Gefahr, dass den Planern Fehler unterlaufen. Wird ein Fehler erkannt, ist in der Regel nicht vollumfänglich bekannt, welche Gefahren von diesen Fehlern ausgehen. Bei der Schadenssuche sind zuerst die Planunterlagen auf mögliche planerische Fehler zu prüfen und mit der Ausführung am Bau zu vergleichen.
Luftundichte Gebäudehüllen
Nicht luftdichte Gebäudehüllen führen neben dem Energieverlust zu Kondenswasserbildung in der Konstruktion. Die Entwicklung bezüglich Gebäudehüllen geht vor allem aus energetischen Gründen Richtung höhere Luftdichtigkeit. Dieses Streben nach Luftdichtigkeit verlangt aber gewisse bauphysikalische Erfordernisse, damit in der Konstruktion kein Kondenswasser entsteht.
Die Luftdichtung ist warmseitig der Wärmedämmung anzuordnen. Hohlräume zwischen Luftdichtung und Wärmedämmung, die eine Konvektion ermöglichen, sind nicht zulässig. Die Luftdichtigkeit kann nicht mit der verputzten Aussenwärmedämmung erbracht werden. Ein Hinterströmen der Wärmedämmplatten oder der eingebauten Elemente, z. B. im Sturzbereich mit Luft ist nicht zulässig. Die Luftdichtigkeit der Konstruktion muss möglichst nah am beheizten Innenraum erstellt werden. Wenn diese zu weit aussen liegt oder eine Konvektion von warmer Luft nach aussen möglich ist, muss mit einer Luftabkühlung und Kondenswasserbildung an oder in der Konstruktion gerechnet werden.
Wassereinbrüche
Im Hochbau zeigen sich Wassereinbrüchen meist in Form von Tropfenbildung während starken Regenfällen. Schäden an Wasserabdichtungen weisen viele Parallelen mit Flachdachschäden auf. Als Ursache können meist undichte Dachwasserabläufe und Abdichtungen, undichte Leitungsdurchdringungen, defekte Kittfugen, Sturmschäden, mechanische Beschädigungen, Korrosionsschäden oder mangelhafter Unterhalt bestimmt werden.
Wassereinbrüche im Erdreich, z. B. in einem Kellergeschoss oder einer Tiefgarage sind oft auf Anschlussprobleme zurückzuführen. Mögliche Fehlerquellen sind: Falsch konstruierte Sickerleitungen, Schwachstellen bei Arbeitsfugen, Kiesnester, Versandungen der Sickerpackung, Beschädigungen der Wassersperre durch Wurzelwerk, fehlende Abdichtungsmassnahmen usw.
Leckagen in Flachdachkonstruktionen
Leckagen in Flachdachkonstruktionen können auf mechanische Beschädigungen oder auch auf altersbedingte Schäden zurückgeführt werden. Für die Ortung von Leckagen stehen verschieden technische Hilfsmittel zur Verfügung, sodass meistens auf ein vollständiges Freilegen der Dachhaut und ein visuelles Absuchen verzichtet werden kann. Leckagen in Flachdachkonstruktionen können mit Überdruckgeräten und elektronischen Ortungssystemen gesucht werden.
Kondenswasser und Schimmelpilzbefall
Kondenswasser bildet sich bei Wärmebrücken, respektive an kalten Oberflächen deren Temperatur unter dem Taupunkt liegt. Warme Wände schwitzen nicht. Warme, mit Feuchtigkeit angereicherte Luft kühlt sich an den kalten Oberflächen der Konstruktion ab und scheidet Feuchtigkeit aus, sie kondensiert. Als Folge davon bildet sich Schimmelpilzbefall. Die Schimmelpilzbildung kann auf unzulässige Wärmebrücken oder auf eindringende Feuchtigkeit und Nässe und gegebenenfalls auch auf das Bewohnerverhalten zurückgeführt werden.
Feuchtigkeit in Mauerwerken
Feuchtigkeit in Mauerwerken drückt sich durch unterschiedliche Schadensbilder aus. Sie kann eine Vielzahl von Schäden verursachen. Salz- und Feuchtigkeitsschäden haben oftmals dieselben Ursachen. Feuchtigkeit und Wasser gelangt auf folgende Weisen ins Mauerwerk:
- Von oben durch Einsickern wegen fehlender oder falscher Abdeckung
- Von unten in Form von kapillar aufsteigender Feuchtigkeit
- Als Folge ungeeigneter Materialien und Abdichtungen bei erdberührten Mauerteilen
- Durch Schlagregen auf die freie Maueroberfläche
- Durch Leckagen in Heiz- Sanitär- oder Ablaufleitungen
Salzgeschädigte Mauerwerke
Bei der Instandsetzung von feuchten und salzgeschädigten Mauerwerken sollte den Salzen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Ablagerung von Salzen kann sich einerseits auf die Oberfläche beschränken, andererseits aber das Mauerwerk in seinem gesamten Querschnitt erfassen und eine Schädigung oder Zerstörung in der Tiefe verursachen. Sehr oft sind oberflächliche Salzansammlungen ein Hinweis auf Salzwanderungen innerhalb des Mauerwerks, von denen ein beträchtliches Risiko für die Tragsicherheit des Bauwerks ausgehen kann. Wenn sich die schädigende Salzschicht nicht unmittelbar an der Oberfläche befindet, ist sie von aussen nicht zu erkennen. Dann kann das Salz seine zerstörerische Wirkung lange Zeit unentdeckt entfalten.