Kondenswasser
Wird Luft genügend tief abgekühlt, scheidet sie immer Kondenswasser, oder in anderer Form Tau, Reif oder Nebel, aus.
Was ist Kondenswasser?
Kondenswasser fällt dann an, wenn sich warme Luft an kalten Oberflächen abkühlt. Kältere Luft kann weniger Wasser speichern als warme Luft. In Wohnräumen entsteht Kondenswasser immer im Zusammenspiel zwischen der Raumlufttemperatur, dem Sättigungsgrad der Luft (relative Luftfeuchtigkeit) und kalten Oberflächen, an denen sich die wärmere Luft abkühlt.
Gefährdete Stellen
Die Fenster und Fensterrahmen sind die kältesten Flächen in einem beheizten Raum. Aus diesem Grund bildet sich Kondenswasser meistens zuerst an der Glasfläche und an den Glaseinsätzen am Fensterrahmen. Dachfenster und Oblichter sind für Kondenswasseranfall besonders gefährdet. Diese Glasflächen sind ungeschützt der Witterung ausgesetzt und kühlen sich bei Regen und Schnee oder durch die Strahlungskühle in einer klaren Nacht rasch ab. Weiter sind vor allem Fensterstürze, Raumecken, Schlafzimmerwände und Schrankrückseiten an Aussenwänden von Kondenswasseranfall betroffen.
Gebäudehülle und Kondenswasseranfall
Vor den 1980er Jahren wurden Häuser weniger stark wärmegedämmt wie heute. Die Wohnräume waren somit keine gut wärmegedämmten, luftdichten Zellen. Luftundichtigkeiten im Dach, an Fenstern und Fugen sorgten für einen regelmässigen Luftaustausch. Feuchte Raumluft wurde in der Winterperiode abgeführt und trockene Aussenluft gelangte in die Wohnräume. Die Raumlufttemperatur lag trotz der Heizwärmeverluste durch den natürlichen Luftwechsel tendenziell eher höher als heute. Aufgrund der höheren Raumlufttemperatur und des stetigen Luftaustausch war die Kondenswasserbildung nicht so ausgeprägt wie in heutigen Wohnbauten mit einer luftdichten Gebäudehülle, wo einzig die Bewohner mit regelmässigen Lüften oder eine automatische Lüftungsanlage den Feuchtehaushalt der Raumluft regeln können.
Kondenswasser ist selbstgemacht
Die Raumluftfeuchtigkeit kommt vor allem durch die Bewohner selber (Raumklima). Ein Mensch produziert mit Duschen und Kochen ca. zwei bis drei Liter Wasserdampf. Das sind ca. 2000 g bis 3000 g Wasserdampf pro Tag. Bei einer Wohnung mit 70 m² Grundfläche und einem Raumluftvolumen von 168 m³ darf, damit kein Kondenswasser entsteht, bei einer Raumlufttemperatur von 20 °C und 50 % rel. Feuchtigkeit 1562 g/m3 Wasserdampf in der Raumluft anfallen. Leben in der Wohnung drei Bewohner fällt zwischen 6000 g und 9000 g Wasserdampf an, somit 4 mal bis 6 mal mehr Wasserdampf als für eine Raumluft mit 20 °C und 50 % rel. Luftfeuchtigkeit zulässig wäre. Dieser Wasserdampf (Luftfeuchtigkeit) kann nur mit Lüften abgeführt werden.
Die möglichen Folgen von Kondenswasser
- Kondenswasser kann die Wärmedämmung durchfeuchten. Dadurch ist der Wärmedurchgangswiderstand der Gebäudehülle (Fassaden, Dach) reduziert. Durch die verschlechterte Wärmedämmung fällt vermehrt Kondenswasser an, sodass die Durchfeuchtung immer mehr zunimmt.
- Als Folge der Kondenswasserbildung in der Konstruktion, insbesondere bei Holzbauwerken und Holzdachkonstruktionen beginnen die Holzbauteile zu schimmeln und zu faulen und die Gefahr, dass ein holzzerstörender Pilz zu wachsen beginnt, ist gross. Eine solche Schädigung des Holzes führt zu einer Verminderung der Tragfähigkeit.
- Kondenswasserbildung an Rauminnenflächen führt zu einem rascheren Erneuerungsbedarf. Dies als Folge von Farb- und Putzschäden, Schimmel- und Pilzwachstum und einer damit einhergehenden Geruchsentwicklung.
Anhaltende Feuchtigkeit hat Schimmelpilzwachstum zur Folge
Feuchte Oberflächen sind ein idealer Nährboden für Schimmelpilze und Bakterien. Bei Verdacht, dass ein Schimmelpilzbefall vorhanden sein könnte, müssen die betroffenen Räume genauer untersucht werden. Eine solche Untersuchung setzt hohen Sachverstand voraus und sollte unbedingt durch eine dafür ausgewiesene Fachfirma durchgeführt werden. Werden Schimmelpilze entdeckt, muss zuerst die primäre Ursache, d. h. die Ursache der Feuchtigkeit, abgeklärt werden. Erst danach empfiehlt es sich, fachgerechte Sanierungsmassnahmen einzuleiten. Es reicht nicht aus, den sichtbaren Schimmelbefall oberflächlich zu bekämpfen oder einen befallenen Bereich ohne fachmännisch ausgeführte Sanierung austrocknen zu lassen. Eine Gesundheitsgefährdung kann auch durch abgestorbene Mikroorganismen nicht vollständig ausgeschlossen werden. Eine oberflächliche Behandlung der betroffenen Stellen kann meistens nur als Sofortmassnahme angesehen werden.
Die wichtigsten (physikalischen) Begriffe zum Thema Kondenswasser
Luft enthält immer einen Anteil Wasser. Die Wassermenge, welche die Luft aufnehmen kann, ist begrenzt und hängt von der Lufttemperatur ab. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser kann sie speichern. Kalte Luft kann sehr wenig Wasser speichern.
Wenn die Luft bei einer bestimmten Temperatur die grösstmögliche Wassermenge enthält, ist sie gesättigt. Der Sättigungsgrad der Luft kann mit einem Hygrometer bestimmt werden.
Die relative Luftfeuchtigkeit zeigt den jeweiligen Sättigungsgrad der Luft abhängig von ihrer Temperatur an. Der Sättigungsgrad wird üblicherweise als Prozentwert angegeben. 100 % Luftfeuchte entspricht gesättigter Luft. Luft mit derselben Temperatur, die aber nur die Hälfte der möglichen Sättigung aufweist, hat eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 %. Wenn die Luft erwärmt wird kann sie mehr Wasser aufnehmen, so dass bei gleicher Wassermenge die relative Feuchtigkeit sinkt. Wenn die Luft, wiederum mit der selben Wassermenge abgekühlt wird, kann sie weniger Wasser aufnehmen und die relative Luftfeuchtigkeit steigt. Wird die Luft weiter abgekühlt an z. B. kühleren Oberflächen, sodass der Sättigungsgrad erreicht wird (Taupunkt), kondensiert das überschüssige Wasser und Kondenswasser wird ausgeschieden.
Der Taupunkt ist der Punkt an dem sich die Raumlufttemperatur soweit abkühlt, dass Kondenswasser ausgeschieden wird. Den Taupunkt zu kennen ist wichtig, um entscheiden zu können, ob Kondenswasser anfällt und wann und wo dieses ausgeschieden wird.