Raumklima (Bauphysik)

Das Raumklima beeinflusst Wohlbefinden, Arbeitsleistung und Gesundheit. Wir verbringen mehr Zeit im umbauten Raum als in der Natur. Umso wichtiger ist ein schadstofffreies und angenehmes Raumklima für uns Menschen.

Was ist Raumklima?

Raumklima definiert sich als die Summe aller Faktoren, die unmittelbar Einfluss auf das Wohlbefinden von Menschen im umbauten Raum haben.

Primäre Faktoren

Wohlbefinden

Das Wohlbefinden des Menschen im umbauten Raum wird nicht ausschliesslich durch die Faktoren Raumlufttemperatur und relative Raumluftfeuchtigkeit bestimmt. Für ein angenehmes Raumklima spielen weitere Faktoren wie eine genügend hohe Frischluftzufuhr ohne Zugerscheinungen, warme Wandoberflächen, genügend Licht sowie die Abwesenheit von Immissionen wie Lärm und Gerüche eine wichtige Rolle.

Das Raumklima bestimmt den Komfort

Raumklima

Ein gutes Innenraumklima ist für das Wohlbefinden der Bewohner entscheidend. Einerseits sollen die hohen Anforderungen an die Behaglichkeit (Komfort) erfüllt werden, andererseits soll die Raumluft nicht unnötig mit Schadstoffen belastet sein. Der Zusammenhang zwischen dem Klima innerhalb einer Wohnung und dem Makroklima (ausserhalb der Wohnung) wird in den meisten Fällen durch den Lüftungsvorgang, respektive die Lüftungsmenge bestimmt. Bezogen auf die externen Einflüsse spielt das Wetter eine dominierende Rolle. Je nach Region sind unterschiedliche klimatische Bedingungen von Bedeutung.

Durch die geforderte luftdichte Gebäudehülle sinkt die Luftwechselrate und als Folge davon erhöht sich im ungünstigsten Fall die Konzentration der Luftschadstoffe in der Raumluft. Der notwendige Frischluftbedarf muss durch definierte Aussenluftwechselraten in Form von täglich mehrmalig kurzzeitigem Lüften (Zugluft) oder durch ein eingebautes automatisches Lüftungssystem erreicht werden.

Der Begriff Komfort basiert auf individuellen Ansprüchen und Empfindungen der Bewohner. Insbesondere das körperliche Wohlbefinden wird über die thermische Behaglichkeit definiert, aber auch die Toleranzschwelle betreffend Kälte, Zugluft sowie Schallschutz, Sauberkeit und Gerüche sind von Bewohner zu Bewohner unterschiedlich und können sich laufend ändern. In der SIA Norm 180 (2014) «Wärmeschutz, Feuchteschutz und Raumklima in Gebäuden» sind die Anforderungen an das Raumklima definiert.

Anforderung Zielsetzung Negative Beispiele
Anforderung Raumlufttemperatur
Zielsetzung Thermische Behaglichkeit (Komfort)
Negative Beispiele Zu grosser Temperaturunterschied zw. Raumluft- und Oberflächentemperatur (> 3°C)
Anforderung Luftschadstoffe
Zielsetzung Keine Verwendung von Giftstoffen
Negative Beispiele Vorkommen von Schimmelpilzsporen, Feinstaubpartikeln, flüchtigen Stoffen (PCB, Formaldehyd, andere VOCs)
Anforderung Relative Luftfeuchtigkeit
Zielsetzung Werte im Komfortbereich (44 -55 %)
Negative Beispiele Werte ausserhalb Komfortbereich, Kondenswasserbildung bei Abkühlung, Schimmelpilzwachstum
Anforderung Luftwechsel
Zielsetzung Ausreichende Frischluftzufuhr
Negative Beispiele Zu kleine Lüftungsrate (kleiner als 0,5−1 Mal Inhalt des Raumes pro Stunde und Person), Lufttrockenheit (im Winter)
Anstrengungen zur Reduktion von Luftschadstoffen

Luftschadstoffe

Luftschadstoffe spielen in den heutigen Arbeits- und Wohnräumen immer noch eine grosse Rolle, auch wenn grosse Anstrengungen unternommen wurden, viele Giftstoffe zu reduzieren und vor allem wässrige Lösungsmittel zu verwenden.

Zu den Luftschadstoffen gehören Schimmelpilzsporen, Feinstaubpartikel und flüchtige Stoffe wie PCB, Formaldehyd und andere VOCs. Über die Konzentration von Luftschadstoffen in Innenräumen existieren in der Schweiz keine gesetzlichen Grenzwerte. Auf privater Basis, wie z. B. vom Minergieverein, wurden Richtlinien für Raumluftbelastungen erarbeitet. Für eine Label müssen die Vorgaben dieses Vereins eingehalten werden. Bei Verdacht auf Luftschadstoffe muss die Raumluft auf den möglichen Gehalt von Schadstoffen untersucht werden. Erst eine Raumluftanalyse gibt genaue Auskunft über die mögliche Belastung der Raumluft.

Zusammenspiel mit den Oberflächentemperaturen

Raumlufttemperatur

Anzustreben sind immer diejenigen Temperaturen, bei denen sich der Mensch behaglich fühlt. Für das thermisches Wohlbefinden ist nicht nur die Art der Wärmeerzeugung, sondern auch die Oberflächentemperaturen der Raumhüllen von Bedeutung. Der Temperaturunterschied zwischen Raumluft und Oberflächentemperatur (Strahlungstemperatur) der Wände sollte 3 °C nicht überschreiten.

Wasseraufnahmekapazität der Luft abhängig von Temperatur

Relative Luftfeuchtigkeit

Im Allgemeinen wird bei 20 °C Raumtemperatur eine relative Feuchtigkeit von 44 – 55 % als angenehm empfunden. Die Wasseraufnahmefähigkeit (Luftfeuchtigkeit) der Luft ist temperaturabhängig. Im Innenraum ist der Mensch die Hauptquelle für diese Luftfeuchtigkeit, denn er gibt über die Atemwege und die Schweissverdunstung ca. 50 – 70 g/​h Wasser an die Luft ab.

Bei mangelnder Lüftung steigt die Raumluftfeuchtigkeit rasch an. An kalten Zonen (Wärmebrücken, Fenster und Wände) entsteht bei der Abkühlung Kondenswasser. Da z. B. die Schlafzimmer allgemein weniger stark beheizt werden (empfohlen 16 °C), besteht in diesen Räumen ein erhöhtes Risiko für Kondenswasserbildung und begünstigt als Folge davon das Wachstum von Schimmelpilzen und anderen Mikroorganismen. Eine gewisse leichte Kondenswasserbildung während extremer Kälteperioden, z. B. an Fensterscheiben, kann durchaus als normal betrachtet werden.

Nicht in jedem Fall ist der Mensch die alleinige Ursache für Kondenswasserschäden, eine ganzheitliche Untersuchung unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren ist für eine einwandfreie Diagnose notwendig.

Lufttrockenheit

Lüften

Die heutige Bauweise setzt den natürlichen Luftwechsel mit Rücksicht auf die energetischen Anforderungen stark herab, so dass dem Lüften eine wesentliche Bedeutung zukommt. Diese Erkenntnis setzt eine minimale Lüftungsrate von 0,51 Mal den Inhalt des Raumes pro Stunde und Person voraus, um ein angemessenes Wohnraumklima zu erreichen. Die Luftqualität in Innenräumen wird hauptsächlich durch das Verhalten und die Gewohnheiten der Bewohner und durch die Baumaterialien und Einrichtungsgegenstände bestimmt.

Lufttrockenheit ist vorwiegend ein Problem der Wintermonate. Regelmässiges Lüften zur Erneuerung der Raumluft ist absolut notwendig, erhöht die Raumluftfeuchtigkeit aber nicht, im Gegenteil, wird die kalte Frischluft mit geringem Wassergehalt erwärmt, so sinkt die relative Luftfeuchtigkeit rasch ab.

Externe Quellen

Normen, Standards und Richtlinien

  • SIA Norm 180:2014, Wärmeschutz, Feuchteschutz und Raumklima in Gebäuden – www​.sia​.ch (externer Link zum SIA-Shop)