Schadstoffe

Allen Schadstoffen gemeinsam ist ihr gesundheitsschädliches Potenzial. In Gebäuden können sie beim Bau, im Betrieb, bei der Renovation und beim Abbruch auftreten.

Was sind Schadstoffe?

Unter Schadstoffen versteht man Stoffe oder Stoffgemische in unserer Umwelt, die für Menschen, Tiere, Pflanzen oder andere Organismen schädlich sind oder sein können.

Auftreten in verschiedenen Lebensphasen

Einführung

Schadstoffe können in allen Lebensphasen eines Gebäudes auftreten: beim Bau, im Betrieb (Nutzung), bei einem Umbau oder einer Renovation und beim Abbruch. Gewisse Schadstoffe treten nur in den frühen Lebensphasen eines Gebäudes auf. So sind schnellflüchtige Farblösungsmittel nur beim Streichen und eine relativ kurze Zeit danach in grösseren Konzentrationen zu erwarten. Andere Stoffe, wie fest gebundener Asbest, werden erst dann problematisch, wenn sie durch einen Umbau oder Abbruch eines Hauses freigesetzt werden.

Nun verbotene Stoffe in älteren Häusern

Altlasten in Gebäuden

Im letzten Jahrhundert wurden viele neue Stoffe beim Bauen eingesetzt, von denen man sich dank günstiger Eigenschaften wie lange Lebensdauer oder abtötende Wirkung gegen eine Vielzahl von Schädlingen Vorteile versprach. Im letzten Viertel des vorangegangenen Jahrhunderts wurde aber festgestellt, dass nicht wenige dieser Stoffe für den Mensch und die Umwelt schädlich sein können. Unter solche Stoffe fallen beispielsweise PCP, PCPs, Dioxine, Gifte aus Holzschutzmitteln, Asbest und viele andere. Obwohl der Einsatz von vielen dieser Stoffe verboten ist, muss man mit Altlasten in älteren Gebäuden rechnen. Dies betrifft vor allem Häuser, die zwischen den 60er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstellt oder renoviert worden sind.

Flüchtige Stoffe

Wichtige Schadstoffe während des Betriebs eines Gebäudes: VOCs

Während des Betriebs eines Gebäudes können sogenannte VOCs (Volatile Organic Compounds = flüchtige organische Stoffe) in die Raumluft gelangen. Diese diffundieren aufgrund ihres tiefen Siedepunkts in die Raumluft und können somit zu gesundheitlichen Belastungen führen.

Nach Baustoffgruppe bzw. Materialart
Potentielle Emissionen von VOCs in handelsüblichen Baustoffen
Baustoffgruppe Materialart (Beispiele) Potentielle Emissionen
Baustoffgruppe Dämmstoffe
Materialart (Beispiele) Glas (Glaswolle, Foamglas)
Potentielle Emissionen keine
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) Mineralische Stoffe (Steinwolle)
Potentielle Emissionen keine
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) Kunststoff (Polystyrol)
Potentielle Emissionen Styrol
Baustoffgruppe Massivbaustoffe
Materialart (Beispiele) Mineralische Stoffe (Beton, Mauerstein)
Potentielle Emissionen Alkane
Baustoffgruppe Mörtel, Putze
Materialart (Beispiele) Mineralische Stoffe (Mineralputze)
Potentielle Emissionen keine
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) Kunststoffputze und -mörtel (Epoximörtel)
Potentielle Emissionen Epichlorhydrin
Baustoffgruppe Holz
Materialart (Beispiele) Naturholz, unbehandelt (Bretter, Balken)
Potentielle Emissionen keine
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) Verleimtes Holz (Schichtbretter, Spanplatten, MDF-, Hartfaser-, OSB-Platten, Sperrholz)
Potentielle Emissionen Formaldehyd, Phenol, Diisocyanate, Pulyurethan, Ester, Alkane, Aromaten
Baustoffgruppe Fugenkittmasse
Materialart (Beispiele) Silikon, Hybride (Fensterkitt, Silikonmasse)
Potentielle Emissionen Ester, Alkane, Aromate, Formaldehyd
Baustoffgruppe Kunststoff-Bodenbeläge
Materialart (Beispiele) Linoleum (Küchenboden)
Potentielle Emissionen Aldehyde, Carbonatsäure, Terpene, Hexanal
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) PVC (Küchenboden)
Potentielle Emissionen Phenol, Aliphate, Aromaten, Ketone
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) Textilien (Teppiche)
Potentielle Emissionen Phenylcyclohexen
Baustoffgruppe Farben
Materialart (Beispiele) Auf Wasserbasis (Acrylfarben)
Potentielle Emissionen Glycolaetherderivate
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) Auf Naturharzbasis (Terpetinfarben)
Potentielle Emissionen Terpen, Aldehyde
Baustoffgruppe
Materialart (Beispiele) Auf Lösungsmittelbasis (Kunstharzfarbe)
Potentielle Emissionen Verschiedene
Eingehende Analysen im Labor durchführen

Messung von VOCs

VOCs können auf verschiedene Arten gemessen werden. Für gewisse Stoffe wie Formaldehyd existieren Teströhrchen, mit denen ein einzelner Stoff nachgewiesen und quantifiziert werden kann. Genauere Methoden benötigen Arbeitsschritte in einem Labor und können nicht vollständig vor Ort durchgeführt werden. Wenn eine Analyse durchgeführt werden soll, bei der verschiedene VOCs analysiert werden, wird Raumluft durch ein Tenax- oder Aktivkohleröhrchen gesaugt, das im Labor mittels eines Gaschromatographen und eines Massenspektrometers analysiert wird. Gemäss Norm wird die Konzentration von 68 verschiedenen VOCs ermittelt.

Grenzwerte und Richtwerte

Normen und Labels

Für Luftschadstoffe in Gebäuden gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte. Man orientiert sich an Richtwerten, bei deren Überschreitung Krankheitssymptome nicht unwahrscheinlich sind. Richtwerte haben eine Empfehlungsfunktion. Inzwischen gibt es aber verschiedene private Vereine, die zur Erlangung von Gebäudelabels gewisse Mindestanforderungen an Baustoffe und die Belastung der Luft mit Schadstoffen vorschreiben. Das bekannteste Label in der Schweiz ist das Minergie-Eco-Label.