Raumklima (Mikrobiologie)
Für Schimmelpilze, die Innenräume besiedeln, ist die Feuchtigkeit meist der limitierende Wachstumsfaktor. Kalte Ecken und Flächen erhöhen die lokale Feuchtigkeit und fördern so das Schimmelpilzwachstum.
Was ist Raumklima?
Unter dem Raumklima versteht man die physikalischen Gegebenheiten (Temperatur und Feuchtigkeit), die in einem Innenraum herrschen.
Wohlbefinden und Gesundheit
Der heutige Mensch verbringt inzwischen fast 90 % seiner Zeit in Innenräumen, sei dies bei der Arbeit oder in der Freizeit. Daher hat das Raumklima für das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen stark an Bedeutung gewonnen. Die wichtigsten Faktoren für das Raumklima sind die Raum- und Oberflächentemperatur und die Raumfeuchtigkeit. Dies ist jedoch nicht nur für den Menschen so, sondern auch für viele in Innenräumen wachsende Mikroorganismen wie Schimmelpilze.
Klimavoraussetzungen für Schimmelpilzwachstum
Gute Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze und damit für die Sporenproduktion bestehen dann, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:
- Eine genügend hohe Oberflächen- oder Luftfeuchtigkeit
- Wärme
- Ein ausreichendes Nahrungsangebot
Bei Schimmelpilzwachstum in Gebäuden ist die Luftfeuchtigkeit der wichtigste Faktor. Eine punktuelle relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 80 % ist meistens ausreichend für den Beginn des Wachstums. Kalte und feuchte Stellen sind oft in der kalten Jahreszeit an den Innenflächen der Aussenwände und ‑ecken zu finden, denn warme Raumluft, die viel Wasser aufgenommen hat, kühlt sich an den Aussenwänden ab und kalte Luft kann weniger Wasser aufnehmen als warme Luft. Dies hat zur Folge, dass bei gleicher Wassermenge in der kühleren Luft die relative Luftfeuchtigkeit höher ist. Dieses Phänomen kann so stark ausgeprägt sein, dass es bei Unterschreitung der Taupunkttemperatur zu Kondenswasserbildung kommt. Somit kann es rasch zu Bedingungen kommen, die ein Schimmelpilzwachstum ermöglichen. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Luftfeuchtigkeit im Raum schon hoch ist.
Luftdichte Gebäudehülle
In den letzten Jahrzehnten wurde aus energetischen Gründen darauf geachtet, dass bei Neubauten, aber auch bei Altbausanierungen, die Gebäudehülle, neben der verstärkten Wärmedämmung, möglichst luftdicht erstellt wird. Damit trotz der luftdichten Gebäudehülle die Luftfeuchtigkeit aus dem Gebäudeinnern abgeführt werden kann, ist eine genügend intensive Lüftung, entweder mit einer automatischen oder manuellen Lüftung, notwendig.
Normen
Die Forderung nach Schimmelpilzfreiheit ist in die Norm SIA 180 aus dem Jahr 1999 eingeflossen, die das Raumklima regelt. In dieser Norm wird im Kapitel 6.2 «Kritische Oberflächenfeuchte» Folgendes festgehalten:
6.2.1 Anforderungen
6.2.1.1 Die Konstruktion muss so bemessen sein, dass
- an keiner Stelle Oberflächenkondensat auftritt,
- an keiner Stelle die Gefahr von Schimmelpilzbefall besteht.
6.2.1.2 Kurzfristiges Auftreten von Kondenswasser an der Oberfläche ist dann zulässig, wenn dies nicht zu Schäden führt.
6.2.1.3 Das Kriterium Schimmelpilzfreiheit verlangt, dass die Oberflächenfeuchte (relative Feuchte der oberflächennahen Luftschicht) den Wert von 80 % nicht langfristig übersteigt.
6.2.1.4 Die kritischen Stellen für Oberflächenfeuchte sind geometrische und konstruktive Wärmebrücken (Ecken, Deckenauflager usw.).