Blower Door-Test
Mit dem Blower Door-Messgerät werden unzulässige Luftwechsel in der Gebäudehülle geortet sowie die geforderte Luftdichtigkeit der Gebäudehülle überprüft.
Was ist ein Blower Door-Test?
Mit dem Blower Door-Test (Differenzdruck-Messverfahren) wird die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle gemessen. Diese Messmethode dient dazu, Luftleckagen in der Gebäudehülle aufzuspüren. Die Normen der SIA und die gesetzlichen Vorgaben der Energiegesetze verlangen zur Verminderung der Heizenergieverluste eine dichte Gebäudehülle.
Dichtigkeit Gebäudehülle
Die Luftwechselrate eines Gebäudes erlaubt die grundlegende Beurteilung der Dichtigkeit einer Gebäudehülle. Aufgrund der erfassten Werte kann die Einhaltung der vorgegebenen Standards beurteilt werden. Das Messresultat, auch bei einem positiven Ergebnis, ergibt nur eine grundlegende Aussage über die Dichtigkeit der Gebäudehülle. Luftleckagen können trotzdem an kritischen Bauteilen vorhanden sein und z. B. zu Kondenswasserschäden an der Konstruktion führen. Neben der Erfassung der Messwerte muss die Gebäudehülle immer auch mittels eines Nebelgenerators auf mögliche Luftaustrittsstellen hin untersucht werden. Werden unzulässige Luftwechsel – trotz positivem Testergebnis – in der Gebäudehülle gefunden, sind diese Luftwechsel als Mangel zu beurteilen, welche zu einem Schaden führen können und darum behoben werden müssen.
Anforderungen Verein Minergie
Die Anforderungen an die vier Minergiestandards fordern eine dichte Gebäudehülle:
- MINERGIE®
- MINERGIE‑P®
- MINERGIE-ECO®
- MINERGIE-P-ECO®
Diese kann nur mittel einer Blower Door-Messung überprüft werden. Die Basis der Standards der Minergievereinigung beinhaltet die rationelle Energieanwendung für nicht erneuerbaren Energien bei gleichzeitiger Verbesserung der Behaglichkeit und Senkung der Umweltbelastung. Der Verbrauch der nichterneuerbaren Energien soll auf ein konstant tiefes Niveau reduziert werden.
Blower Door-Messmethode
Mit einem Ventilator, der meist in einen Türrahmen eingebaut wird, erzeugt man einen Differenzdruck auf der Rauminnenseite (Unter- und Überdruck) in der zu messenden Konstruktion. Auf verschiedenen Gebläsedruckstufen, zwischen 10 – 80 Pascal, wird der jeweilige Raumdruck gemessen. Rechnerisch wird danach die Luftvolumenstrom-Kennlinie ermittelt. Aus diesen Daten wird bestimmt, wie gross der durch den Ventilator abgesaugte Luftvolumenstrom ist. In der SIA Norm 180 (Ausgabe 2014) sind die Grenzwerte für die Luftwechselrate festgelegt.
Blower Door-Messmethode mit Nebelgenerator
Wird mit dem Blower Door-System ein Überdruck im Raum erzeugt, können mit einem Nebelgenerator die Luftaustrittstellen eindeutig lokalisiert werden. Bei der Überprüfung von Holzbauten ist während den Untersuchungen die Anwesenheit der beteiligten Firmen und der Bauleitung sinnvoll. Die Kontrolle der Gebäudehülle mit der direkten Visualisierung der Luftleckagen mittels des Nebelgenerators ist für alle Anwesenden eindrücklich. Die festgestellten Luftleckagen werden nicht mehr hinterfragt, die Untersuchungsergebnisse sind nachvollziehbar und die Nachbesserungsarbeiten können bestimmt werden.
Blower Door-Messmethode mit Thermografiekamera
In Verbindung mit thermografischen Aufnahmen kann nicht nur die Luftwechselrate bestimmt werden, sondern die Luftleckagen in der Gebäudehülle können visualisiert und eindeutig nachgewiesen werden. Gleichzeitig kann mit der Thermografie die Wärmedämmung der Gebäudehülle überprüft werden.
Luftdichtigkeit der Gebäudehülle
Neben den Wärmeverlusten durch Transmission (ungenügende Wärmedämmung) geht auch viel Energie durch Lüftungswärme (Konvektion) verloren. Dies kann bis zu 50 % des Energieverbrauches ausmachen. Aus diesem Grund sind die Anforderungen an eine dichte Gebäudehülle hoch. Neben dem Energieverlust ist durch unzulässige Luftleckagen in der Gebäudehülle der Komfort beeinträchtigt (Kaltluftströme und Zuglufterscheinungen). Entweicht warme Luft in der Kälteperiode durch eine Holzkonstruktion, kann an den Holzbauteilen holzschädigendes Kondenswasser entstehen.
Luftdichtigkeitsschicht
Ein Wand- und Dachaufbau besteht aus verschiedenen Schichten und aus unterschiedlichen Materialien. Eine dieser Schichten ist die Luftdichtigkeitsschicht. Sie soll möglichst nahe an der Rauminnenseite liegen. Bei einer Aussenwand ist die Luftdichtigkeitsschicht der Innenputz, bei einer Dachkonstruktion kann die Luftdichtigkeitsschicht die Dampfsperre sein. Die Wärmedämmebene und die Luftdichtigkeitsebene sind mit allen Anschlüssen detailliert zu planen.
Normative Vorgaben der SIA
Die Norm SIA 180 beschreibt in abstrakter Form, d. h. bauteil- und konstruktionsunabhängig, die Anforderungen, welche an die Gebäudehülle gestellt werden. Sie dient dazu, ein schadensfreies, dauerhaftes und gebrauchstaugliches Bauwerk zu gewährleisten (Bauschäden). Während die Schadensfreiheit durchaus objektiv zu beurteilen ist, sind für Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit allgemeine, statistisch erhobene Meinungen zu den Anforderungen die Grundlage.
Zahlreiche der in Norm SIA 180 allgemein beschriebenen Anforderungen an den konstruktiven Aufbau der Gebäudehülle sind in der Norm SIA 232 einzeln detaillierter und auf die Eigenheiten eines Daches bezogen ausgeführt. Die Norm berücksichtigt allgemein notwendige Bauteile, Anschlüsse und Durchdringungen, beschreibt aber nicht abschliessend die Schnittstellen zu anderen Bauteilen (Wände, Fenster usw.), deren Anforderungen nicht hier geregelt sind.
Normen, Standards und Richtlinien
- Norm SIA 180:2014, Wärmeschutz, Feuchteschutz und Raumklima in Gebäuden – www.sia.ch (externer Link zum SIA-Shop)
- Norm SIA 232: 2011, Geneigte Dächer – www.sia.ch (externer Link zum SIA-Shop)
- MINERGIE-Standards für Neubau – www.minergie.ch
- MINERGIE-Standards für Modernisierung – www.minergie.ch