Qualitätssicherung

Das Grundprinzip der baubegleitenden Qualitätssicherung ist die Vorbeugung. Nicht Qualität kostet Geld, sondern das Beseitigen von Mängeln und ihren Folgeschäden.

Was ist?

Was ist Qualitätssicherung?

Qualitätssicherung ist eine Methode, die mit verschiedenen geplanten und systematischen Massnahmen sicherstellt, dass ein Bauwerk oder Bauteil die zugesicherten Eigenschaften hat und nicht mit Fehlern behaftet ist, die den Wert oder die Gebrauchstauglichkeit aufheben oder mindern.


Eine umfassende Qualitätssicherung verbessert die Ausführungsqualität und vermindert das Risiko von Mängeln und Baufehlern. Zudem senkt sie die Produktions- und zukünftigen Unterhaltskosten. Eine baubegleitendeQualitätssicherung beginnt bei der Planung und endet mit der Übergabe des Bauwerks.

Durchgängig und systematisch

Einführung

Hohe Qualitätsanforderungen im Zusammenspiel mit dem im Bau allgegenwärtigen Zeit- und Kostendruck führen dazu, dass die gewünschte Qualität oft nicht alleine mit einfachen Ausführungskontrollen zu erreichen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Produktion im Freien unter Witterungsbedingungen erfolgt und bei Neubauten (meist) Unikate gefertigt werden. Nur eine durchgängige und systematische Qualitätssicherung, die bei der Planung beginnt und bei der Abnahme endet, stellt die gewünschte Qualität sicher – und verhindert dadurch hohe Nachbesserungskosten am fertigen Bauwerk. Das Ziel ist es folglich, potenzielle Fehler bereits während der Planungs- und Konstruktionsphase zu identifizieren. Frühzeitig erkannte Fehler können noch relativ kostengünstig vermieden bzw. korrigiert werden. Der Nachweis einer systematischen Qualitätskontrolle kann ausserdem den Wert einer Immobilie steigern.

Systematische und durchgängige Qualitätssicherung

Methoden der Qualitätssicherung

Für eine hochwertige Qualitätssicherung stehen verschiedene Methoden und Instrumente zur Verfügung. Als präventive Methode gehört die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) dazu, die (hauptsächlich) im Planungsprozess eingesetzt wird. Während des Bauprozesses können thermografische Aufnahmen und Blower Door-Tests hilfreiche Mess- und Analyse-Instrumente zur Qualitätsüberwachung der Gebäudehülle darstellen. Zu den grundlegenden Instrumenten gehört auch die Bauphysik, insbesondere die Berechnung und Simulation der bauphysikalischen Rahmenbedingungen. Idealerweise ist jede Qualitätsanforderung messtechnisch überprüfbar. Dies trifft einerseits für übergeordnete Kriterien wie Tragsicherheit, Gebrauchstauglichkeit, Dauerhaftigkeit und Mängelfreiheit zu, andererseits im Detail für Wasserdichtigkeit, Kondenswasserfreiheit und Luftdichtigkeit, sowie auch für das Raumklima, den Schallschutz und einen sparsamen Energieverbrauch.

Methode Phase Kurzbeschreibung
Methode Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)
Phase Planung
Kurzbeschreibung Präventive Methode zur Beseitigung von Fehlern
Methode Qualitätsüberwachung der Gebäudehülle
Phase Ausführung
Kurzbeschreibung Thermografische Aufnahmen, Blower Door-Tests
Methode Bauphysik
Phase Während ganzer Projektdauer
Kurzbeschreibung Bauphysikalische Berechnungen und Simulationen
Bei Neubauten oder Sanierungen

Vorgehen

Bei einer umfassenden, baubegleitenden Qualitätssicherung übernimmt ein unabhängiger Experte die Qualitätskontrolle aller Abschnitte eines Neubaus oder Sanierungsvorhabens. Der Experte vermeidet ein übertriebenes, kontraproduktives Kontrollverhalten und verfolgt eine Strategie der fairen Partnerschaft. Der andauernde Begleitprozess und die lückenlose Dokumentation schaffen Transparenz und Vertrauen und wirken sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Unternehmer aus.

Die Qualitätssicherung lässt sich in drei Phasen unterteilen: eine erste Phase vor Baubeginn, eine zweite Phase während des Bauprozesses und eine dritte Phase bei Bauabschluss.

# Zeitpunkt Aktivitäten
# 1
Zeitpunkt Vor Baubeginn
Aktivitäten Planungscheck, Prüfung Planunterlagen, Prüfung bauphysikalische Unterlagen
# 2
Zeitpunkt Während Bauprozess
Aktivitäten Systematische Kontrollen gemäss Prüfplanung, thermografischen Aufnahmen, Blower Door-Tests. Laboruntersuchungen
# 3
Zeitpunkt Bei Bauabschluss
Aktivitäten Abnahmeprotokolle
Frühzeitige und vollständige Fehlererkennung

Erste Phase – vor Baubeginn

In der ersten Phase wird eine Art «Planungscheck» mit der (frühzeitigen) Prüfung des gesamten Bauplanungsprozesses und aller Planunterlagen durchgeführt. Auch bauphysikalische und anlagentechnische Grundlagen sowie ggf. Handwerkerangebote werden inhaltlich geprüft. Die Planunterlagen und Konstruktionsdetails werden gezielt nach Fehlern abgesucht, so dass diese frühzeitig aufgedeckt und nicht in die Ausführung übertragen werden können. Weiter werden Prüfpläne entwickelt, die alle nötigen Angaben zur Durchführung der Kontrollen in der zweiten Phase enthalten (zum Beispiel: zu prüfendes Bauteil, Prüfart, Prüfintervall oder Dokumentationsform).


Mögliche Qualitätssicherung-Aktivitäten vor Baubeginn (Phase 1):

  • Durchführung Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)
  • Beseitigung von identifizierten, planerischen Fehlern
  • Erstellen von Prüfplänen und ‑aufträgen
Anwendung des Prüfplanes

Zweite Phase – während Bauprozess

Während des Bauprozesses werden die in der Prüfplanung festgelegten Kontrollen durchgeführt (« Baustellencheck»). Neben visuellen und messtechnischen Vor-Ort-Kontrollen finden bei Bedarf auch verfahrens- und materialtechnische Laboruntersuchungen statt. Auch das Vorhandensein von Planunterlagen, Arbeitsanweisungen, Verarbeitungsrichtlinien, Produktedatenblättern und Tagesrapporten wird überprüft. Die Prüfungen erfolgen dynamisch. Das heisst, falls Ausführungsmängel und Abweichungen zur Bestellung oder zum Baubeschrieb festgestellt werden, wird die Prüftiefe und ‑intensität verstärkt (z. B. Anzahl der Stichproben wird erhöht). Auch die durch die Bauleitung vorgesehenen Kontrollen und Abnahmen und die durch die Unternehmer vorgesehenen Selbstprüfungen werden konsultiert.


Mögliche Qualitätssicherung-Aktivitäten während Bauprozess (Phase 2):

  • Systematische Kontrollen der kritischen Punkte im Bauprozess anhand der Prüfplanung
  • Analysen mittels thermografischen Aufnahmen oder Blower Door-Tests
  • Verfahrens- und materialtechnische Laboruntersuchungen
  • Mängelbehebungskontrollen vor dem nächstem Bauschritt
  • Erstellen von Begehungsprotokollen (einschliesslich Fotodokumentation)
Finale Überprüfung am Objekt

Dritte Phase – bei Bauabschluss

Die Bauabnahme erfolgt zusammen mit den ausführenden Unternehmern. Das Objekt wird begangen und die Gebäudehülle, die Fenster und Türen, aber auch die Innenflächen und die sanitären Anlagen, werden visuell auf Mängelfreiheit und auf normkonforme Ausführung hin überprüft. Dies beinhaltet auch, dass die Ausführung mit der Bestellung verglichen wird. Abweichungen zur Bestellung werden als Mangel bewertet. Für jede Arbeitsgattung und für jeden Unternehmer wird ein separates Abnahmeprotokoll erstellt.


Mögliche Qualitätssicherung-Aktivitäten während Bauabnahme (Phase 3):

  • Erstellen von Abnahmeprotokollen (z.B. nach Norm SIA 118)


Mit dem fertigen Bauwerk ist der eigentliche Qualitätssicherungsprozess zu Ende. Betrieb und Unterhalt gehören aber ebenfalls zum Lebenszyklus eines Bauwerkes. Während der gesamten Nutzungszeit werden fortlaufend Massnahmen in den Bereichen Inspektion, Wartung, Instandhaltung und Modernisierung nach Bedarf geplant und umgesetzt.

Beispiel Details
Beispiel Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)
Details Analyse Planunterlagen und konstruktive Details, systematische Erkundung von potenziellen Fehlern
Beispiel Bauphysik
Details Grundlegendes Instrument, setzt ausgezeichnetes Expertenwissen voraus.
FMEA = Failure Modes and Effects Analysis

Beispiel Qualitätssicherungs-Methode: FMEA

Die Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) ist eine präventive Methode der Qualitätssicherung und analysiert die Planunterlagen und konstruktiven Details. Die Methode wird hauptsächlich während der Planungsphase (aber auch während der Ausführungsphase) eingesetzt und dient der systematischen Erkundung von allen potenziellen Fehlern, die im Zusammenhang mit einer bestimmten Konstruktion denkbar sind. Die erkannten, potenziellen Fehler werden bewertet und durch geeignete Korrekturmassnahmen eliminiert.

Zu den betrachteten Faktoren gehören beispielsweise Ausführungsverfahren und ‑techniken, Materialwahl und Informationsfluss. Als Ergebnis der FMEA liegt eine Risikobewertung vor, die als Grundlage für die Erstellung der Prüfpläne für die Ausführungsphase dient.

Bauphysikalische Grundlagen

Beispiel Qualitätssicherungs-Methode: Bauphysik

Die Bauphysik ist ein grundlegendes und leistungsfähiges Instrument der Qualitätssicherung für den gesamten Planungs- und Bauprozess. Werden bauphysikalischen Regeln missachtet, führt dies im besten Fall zu suboptimalen Lösungen, im schlimmsten Fall zu Bauschäden und schussendlich nicht selten zu Gerichtsfällen. In der Baupraxis ist die Anwendung von bauphysikalischen Grundlagen jedoch nicht immer einfach und setzt ein ausgezeichnetes Expertenwissen voraus. 


Bei der Begutachtung von Planunterlagen muss der Experte sein Wissen über bauphysikalische Phänomene abrufen und auf die vorgesehene Konstruktion anwenden können. Erfahrungsgemäss sind Schnittstellen im Bauwerk besonders problematisch und müssen deshalb genau hinterfragt werden. Was passiert bei der Verbindung von verschiedenen Bauteilen und/​oder Baustoffen? Solche Schnittstellen kommen in jedem Bauwerk vor, bei Fenstern und Türen, bei Aussen- und Innenwänden, Geschossdecken, bei Bauteilen gegen das Erdreich oder bei Steil- und Flachdächern.

Externe Quellen

Normen, Standards und Richtlinien

  • Norm SIA 118:2013, Allgemeine Bedingungen für Bauarbeiten – www​.sia​.ch (externer Link zum SIA-Shop)
  • FMEAFehlermöglichkeits- und Einflussanalyse – Wikipedia «FMEA» (externer Link)